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Sterbfritzer Dorfchronik
Sterbfritzer Dorfchronik

Apotheken

Die erste Apotheke im östlichen Kreis Schlüchtern öffnete am 15. April 1831 in Schwarzenfels ihre Pforten. Zuvor mussten die Bewohner des Amtes Schwarzenfels einen beschwerlichen Weg zurücklegen, wenn sie Medikamente benötigten. Denn die nächstgelegene Apotheke war in der Kreisstadt Schlüchtern, gegründet im Jahr 1778. Da den Arbeitern der Blaufarbenfabrik Schwarzenfels allerdings aufgrund des Knappschaftsreglements des Landgrafen Wilhelm VII. „kostenfreie ärztliche Behandlung und Arznei“ zustand, musste sich die Situation verbessern.

 

Einhorn-Apotheke

Johann Georg Zintgraff

Der Stein kam schließlich ins Rollen, als der Pharmazeut August Friedrich Wilhelm Ottleben aus Gudensberg „untertänigst um Erlaubnis bittet“, in Schwarzenfels eine Apotheke anlegen zu dürfen. Er verwies darauf, dass das Amt eine Seelenzahl von 8000 aufweise, „mithin eine Apotheke daselbst sehr gut bestehen kann“.Doch die erwähnte Bewerbung Ottlebens brachte den Schlüchterner Apotheker Johann Georg Zintgraff auf den Plan, der in Schwarzenfels eine Filialapotheke einrichten wollte. Nachdem sich der Schlüchterner Amtsphysikus Dr. Zinkhan und der Kreisphysikus Dr. Wagner aus Steinau für Zintgraff aussprachen, erhielt er am 15. April 1830 vom Hessischen Ministerium des Innern den Zuschlag.

 

Die Verhandlungen hierzu beanspruchten ein ganzes Jahr, bis man den ersten Filialleiter Lampert aus Fritzlar aufforderte, ein geeignetes Lokal ausfindig zu machen und dies im Jahr 1831 zu eröffnen. Nachdem verschiedene Verwalter die Filialapotheke führten – und bei jedem Wechsel in der Leitung um eine selbstständige Apotheke baten – war es am 8. Juli 1867 soweit: Dr. Carl Sommer wurde nicht mehr nur Leiter der Apotheke Schwarzenfels, sondern setzte das Privileg der Selbstständigkeit durch. 1879 nahm Dr. Sommer, der in Schwarzenfels auch kommunalpolitisch in Erscheinung trat, eine neue Stelle bei einer Hamburger Fabrik an, wo er jedoch bald darauf bei einer Explosion tödlich verunglückte. Apotheker in Schwarzenfels wurde Ernst Körner aus Züllichau.

 

Erlass vom 23. März 1887

Nachdem der altehrwürdige Doktor Brehm zu Schwarzenfels seine Arztpraxis nach fast 60 Jahren in diesem Ort aufgegeben hatte und sein Nachfolger es vorzog, sich an dem nächsten Eisenbahnstationsort Sterbfritz niederzulassen, musste auch die Apotheke nachziehen. Der betroffene Apotheker, Ernst Körner, hatte die Apotheke gerade acht Jahre geführt. Am 23. März 1887 wurde seitens des Regierungspräsidenten verfügt, „dass die Verlegung der Apotheke von Schwarzenfels nach Sterbfritz baldigst zu bewerkstelligen sei und auch davon Anzeige zu erstatten sei“. Die medizinische Versorgung konzentrierte sich von nun auf Sterbfritz. Ernst Körner führte die Apotheke bis 1906.

 

 

 

Der erste Apothekerwechsel in Sterbfritz fand im Jahre 1906 statt. Fortan wird Max Zeisse als Apotheker genannt. Anfänglich erhoffte geschäftliche Erwartungen sind anscheinend nicht eingetreten, so dass Zeisse schon nach einem Jahr die Apotheke schließen wollte. Der Regierungspräsident lehnte dies ab und erwiderte ihm, dass die Möglichkeit zu Entgegennahme von ärztlichen Verordnungen ständig vorhanden sein muss. So war der Apotheker auch ständig an seine Aufgaben gebunden. Er durfte sich nur an Sonn- und Feiertagen nachmittags von 4 bis 10 Uhr aus der Apotheke entfernen, vorausgesetzt, dass Vorsorge getroffen war, dass er im Bedarfsfall innerhalb einer Stunde zurückgerufen werden konnte. Dies musste zur allgemeinen Kenntnis gebracht sein.

 

Während des 1. Weltkrieges, im Jahre 1915, erwog Max Zeisse wiederum die Schließung der Apotheke und bekam auch dazu die Erlaubnis. Am 1. Januar 1919 wurde der Betrieb wieder eröffnet, und der Besitzer führte ihn bis zum Jahre 1926. Mit dem Jahresbeginn 1927 trat sein Schwiegersohn der Apotheker Ernst Hattop als Apothekenpächter in Sterbfritz an. Drei Jahre später löste sich Hattop vom Pachtvertrag und ließ sich in Felsberg nieder. Sein Nachfolger war der Apotheker Dr. Doering. Eigentümer war der frühere Besitzer Max Zeisse geblieben, der seinen Beruf zu dieser Zeit in Borken ausübte.

 

Apotheker Ernst Hattop 1931 vor dem alten Apotheker-Haus

 

Im Jahre 1935 kam es wiederum zu einem Eigentums- und Besitzerwechsel. Im Dezember wurde die Apotheke, die bereits die Bezeichnung „Einhorn-Apotheke“ führte, von der Apothekerin Maria Wolfinger erworben. Bis zu ihrem Tode im Jahre 1951 versah Fräulein Wolfinger die Arzneimittelversorgung im Sterbfritzer Einzugsbereich. Bis zur Regelung von Erbschaft und sonstigem leitete der Apotheker Krekeler aus Schlüchtern die Einhorn-Apotheke.

1952 trat der Apotheker Heinrich Borgholte als Pächter in die Apotheke ein und konnte sie im Jahre 1959 käuflich erwerben. Auch die Zulassung als Lehrapotheke wurde 1956 erneuert, und Heinrich Borgholte sah sich in der Lage, 1962 neue Räume für die Apotheke zu schaffen. Das alte Apothekengebäude – die „Villa Körner“ - dient seither als Wohnhaus. Wenn auch die Verhältnisse in früherer Zeit eine Beanspruchung der Apotheke nur im äußersten Notfalle erlaubten, kam mit dem wirtschaftlichen Aufschwung auch ein Aufschwung im Apothekenbereich. Ein Kurierdienst als besondere Serviceleistung wurde eingerichtet, um dem Kranken den Weg zur Apotheke zu ersparen. Heinrich Borgholte trat 1980 in den Ruhestand und übergab die Leitung der Apotheke an seine langjährige Mitarbeiterin Apothekerin Frau Dorothea Settnik. Von 1989 bis Ende 2000 leitete Borgholtes Tochter Elke Westphal den Betrieb.

 

Zum 1. Januar 2001 übernahm der jetzige Besitzer Michael Umlauf die Einhorn-Apotheke. Im Jahr 2016 konnte er auf eine 185-jährige Geschichte zurückblicken.

 

 

 

Die Apotheker im Überblick

  • Johann Georg Zintgraf 15.04.1831 (Apotheker aus Schlüchtern. Gründet Filialapotheke in Schwarzenfels)
    • Verwalter der Apotheke in Schwarzenfels:
      • Pharmazeut Lampert 1831 (aus Fritzlar)
      • Wilhelm Nonne 1835 (aus Frankfurt am Main)
      • Anton Recke 1837 (aus Gedern)
      • Pharmazeut Möster 1842 (aus Zierenberg)
      • Hermann Ernst Hattenbach 1857 (aus Eschwege)
  • Dr. Carl Sommer 12.11.1867
  • Ernst Körner 12.02.1879 (aus Züllichau)
    • 18.10.1887 Wechsel von Schwarzenfels nach Sterbfritz durch Erlass.
  • Max Zeisse 1906
    • Pächter
      • Ernst Hattop. 1927
      • Dr. Doering 1930
  • Maria Wolfinger 1935-1951
  • Heinrich Borgholte 1951 (bis 1959 als Pächter)
  • Dorothea Settnik 01.01.81
  • Elke Westphal 01.01.1989-31.12.2000
  • Michael Umlauf 01.01.2001-heute

 

 

Löwen-Apotheke

Im 01.01.1993 eröffnete der Apotheker Ralf Brauer die „Löwen Apotheke“ in den Räumlichkeiten der Brückenauer Straße 34 in 6492 Sterbfritz.

Brauer studierte Pharmazie von 1982 bis 1985 in Marburg und absolvierte sein pharmazeutisches Praktikum in der Ulrich-von-Hutten-Apotheke in Schlüchtern. Nach der Approbation als Apotheker arbeitete Brauer zunächst acht Jahre lang in der Ulrich-von-Hutten Apotheke in Schlüchtern als angestellter Apotheker bis März 1992. Danach wechselte er für ein dreiviertel Jahr in die Einhorn Apotheke nach Sterbfritz.

 

Ende 1992 erhielt Brauer das Angebot, ein Gebäude in der Brückenauer Straße 34, sowie die darin befindliche Apotheke des Hans-Jürgen Micksch käuflich zu erwerben. Micksch hatte das Gebäude mit den Geschäftsräumen neu erbaut und im Jahre 1989 dort die Kinzig-Apotheke eröffnet. Vier Jahre später musste er sie aus wirtschaftlichen Gründen veräußern.

 

Zu Beginn beschäftigte die Löwen Apotheke vier Mitarbeiter.

Es wurde das volle Leistungsspektrum einer öffentlichen Apotheke nach den Auflagen der Apotheken-Betriebsordnung erbracht. Eine Spezialisierung gab es zuerst nicht.

 

Im Laufe der Jahre wuchs die Mitarbeiterzahl an. Es wurden Lehrlinge zu Helferinnen ausgebildet und in die Apotheke übernommen. Ebenso bot man jungen PTA Schülerinnen an, das Praktikum in der Löwen Apotheke zu absolvieren. Auch hier wurden die Praktikantinnen –wenn möglich- in den Betrieb übernommen.

 

Im Jahre 1995 wurde die erste Apothekerin eingestellt.

Ihr folgte 2000 eine weitere Apothekerin, ehe im Jahr 2004 mit Anke Maienschein unsere bis heute tätige Erste Kraft ihre Arbeit aufnahm.

Im Jubiläumsjahr 2018 beschäftigt die Löwen Apotheke 2 Apothekerinnen, 7 PTAs, 2 PKAs und 7 unterstützende Mitarbeiter.

 

Apotheker Ralf Brauer mit zwei Mitarbeiterinnen

 

Im Laufe der Jahre haben Inhaber und Mitarbeiter zusätzliche Qualifikationen erworben, die für die Kunden der Löwen Apotheke einen Zusatznutzen bieten.

Inhaber Ralf Brauer ist Fachapotheker für Offizinpharmazie und seit 1997 auch auf „Ernährung“ spezialisiert. Hier insbesondere auf Trinknahrung und Sondenkost. Dies ist wichtig für Menschen, die über die Nahrungsaufnahme über Mund und Speiseröhre nicht mehr ihren Bedarf an Nährstoffen decken können.

Frau Maienschein ist Heilpraktikerin und somit bestens ausgebildet, um in der alternativen Medizin umfangreiche Hilfestellung zu bieten. Zudem ist auch Sie Fachapothekerin für Offizinpharmazie und Ernährung.

Frau Hartmann ist unsere kompetente Ansprechpartnerin für Kompressionstherapie und das Anmessen von Kompressionsstrümpfen aller Art. Durch ihre Qualifikation ist die Löwen Apotheke zum „VenenFachCenter“ geworden.

Seit 13 Jahren bietet die Apotheke das Verblistern von Arzneimitteln für Altenheime an. Hier wird patientenindividuell die Tabletteneinnahme für nüchtern, morgens, mittags, abends und zur Nacht pro Tag bereitgestellt. Frau Müller hält hierfür einen engen Kontakt zu Ärzten, Pflegepersonal und Betreuern, um den Medikationsplan ständig zu aktualisieren.

 

Im Jahre 2005 bekam die Löwen Apotheke eine Filiale. Wenige Jahre zuvor war die juristische Möglichkeit zur „Filialisierung“ geschaffen worden. In Zeitlofs im benachbarten Landkreis Bad Kissingen wurde vergeblich ein Nachfolger für die aus Altersgründen abzugebende „Rhön Apotheke“ gesucht. Da diese Apotheke nicht die wirtschaftliche Grundlage bot, eine Familie zu ernähren, fand sich kein Interessent. Als Filialapotheke jedoch, mit der Löwen Apotheke als Verwaltungsinstanz bot sich für die geschichtsträchtige kleinste Apotheke Bayerns eine Chance. Im Laufe der Zeit konnte sich die Rhön Apotheke einen Namen machen auf dem Gebiet des Verblisterns für Altenheime. Sie blühte richtig auf. Nun benötigt jede Apotheke einen leitenden Apotheker. Im Falle der Rhön Apotheke waren es durchweg Frauen, die diesen Posten besetzten. Es liegt in der Natur der Sache, dass im Laufe der Jahre familiäre Gründe für Veränderungen der Filialleiterinnen sorgten. Im Jahre 2014 verliefen alle Versuche, eine dauerhafte Filialleitung für eine derartig kleine Apotheke im kleinen Ort Zeitlofs zu finden trotz großen Aufwands im Sande. Es konnte mit Jonas D. zwar der erste männliche Pharmazeut in der Firmengeschichte eingestellt werden, aber eine zeitliche Begrenzung seiner Tätigkeit von einem halben Jahr war von vornherein bekannt, weil er anschließend ein Medizinstudium anschloss. So musste das Kapitel „Filial-Apotheke“ und damit die Rhön Apotheke geschlossen werden.

 

Das nächste Kapitel wird sicherlich bald von einem anderen Inhaber weitergeschrieben. Der Sohn der Apothekerfamilie Brauer, Marc Brauer hat das Pharmaziestudium bereits abgeschlossen und befindet sich im „Praktischen Jahr für Pharmazeuten“.

 

 

Quellen:

  • Chronik Einhorn-Apotheke von Michael Umlauf 
  • Kinzigtal-Nachrichten, 08. April 2016, Das „Einhorn“ bringt den Menschen Heilmittel – Apotheke feiert 185-jähriges Jubiläum
  • Bergwinkel-Bote Heimatkalender 1989, Apotheken im Amt Schwarzenfels, von Karl Ulrich
  • Chronik Löwen-Apotheke von Ralf Brauer
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