von Hans Engelhardt, Sterbfritz
erschienen im Bergwinkel-Bote 1971
Fast jeder Fremde, der zum erstenmal unser Dorf im Pkw oder mit der Bahn durchfährt, stutzt in der Regel, wenn er auf dem Ortsschild den Namen unserer Gemeinde liest, und seine erste Frage gilt natürlich dem wirklich einmaligen Namen Sterbfritz. Mitunter gelangen auch entsprechende briefliche Anfragen zu uns wie bspw. im April vorigen Jahres die Anfrage einer Lehrerin aus München, deren Kinder unbedingt wissen wollten, woher der sonderbare Name Sterbfritz komme.
Es ist noch gar nicht allzu lange her, da war die etymologische Deutung unseres Ortsnamens (die Deutung aus der Namensgeschichte) hierzulande völlig unbekannt. Damals übernahm der Volksmund eine Deutung des Namens auf seine Art und erfand folgende noch immer gern gehörte Sage:1)
Vor vielen, vielen Jahren, als wieder einmal ein heißer Sommer ins Land gekommen war, kehrte ein Reitersmann mit seinem Rösslein aus einem Krieg heim. Die langen Jahre und die vielen Entbehrungen hatten Ross und Reiter arg mitgenommen. Der treue Rappe war alt und müde, und sein einst so glattes, schimmerndes Fell war grauhaarig und rau geworden. So zogen denn die beiden Kriegskameraden gesenkten Hauptes fürbass.
Als sie nun dem Landrücken, der alten Wasserscheide zwischen Fulda und Kinzig, näher kamen, wurde der Gang des Tieres immer langsamer, und seine Schritte wurden matter und matter. Am Drasenberg aber blieb der müde Gaul stehen und wollte nicht mehr weiter, sosehr sich auch sein Herr um ihn mühte und ihm frische, saftige Kräuter reichte. Endlich hielt er ihm die letzten Haferkörner hin und lockte ihn mit den Worten: „Komm, Fritz! Wirst mich doch jetzt nicht im Stich lassen!“ und der alte, treue Kampfgefährte vieler Schlachten hob seine brüchigen Hufe und trottete weiter. – Der Ort aber, der später an dieser Stelle entstand, bekam den Namen „Gomfritz“.
Reitersmann und Ross gelangten dann zur Kinzig. Unerbittlich brannte die Sonne hernieder und setzte den beiden hart zu. Nur mühselig schleppten sie sich das obere Kinzigtal entlang. Als schließlich die Höhe an der Kinzigquelle erreicht war, stürzte das völlig ausgepumpte Pferd zu Boden. Vor Schmerzen zuckend, lag es in den letzten Zügen. Hilflos musste der raue Krieger mit ansehen, wie sich die Not seines treuen Tieres mehrte. Da beugte er sich voll erbarmenden Mitleids zu ihm nieder. Abschiednehmend streichelte noch einmal seine Hand den noch immer edlen Kopf des Pferdes, und mit bewegter Stimme flüsterte er: „Sterb, Fritz! Dann hast du endlich deine Ruh!“ und das Rösslein folgte auch diesmal getreu den Worten seines Herrn und verschied. – Der Ort aber, der an der Stätte dieser Begebenheit entstand, erhielt den Namen „Sterbfritz“ und wurde ein großes Dorf.
Wie einfach und überzeugend erscheint diese Namenserklärung! – Leider ist sie nur eine Sage. Ortsnamensdeutungen solcher Art sind in unserem Vaterland nicht selten. Sie entstanden fast immer dann, wenn der ursprüngliche Name sich im Laufe der Jahrhunderte derart abgeschliffen und verändert hatte, dass seine alten Wortstämme nicht mehr wiederzuerkennen waren. Die Umsetzung, die dann in die Hochsprache erfolgte, erbrachte in den meisten Fällen eine Verfälschung des Ortsnamens, und dieser neue verballhornte Name reizte zur Sagenbildung an.
Wie aber entstand nun wirklich der Name „Sterbfritz“? – Wenn wir das wissen wollen, müssen wir zunächst einmal auf die alten Formen unseres Dorfnamens zurückgehen, denn fast jede Deutung von der Hochsprache her geht, wie die Legende vom sterbenden Fritz beweist, in die Irre. Die alte Namensform unseres Dorfes ist in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 815 enthalten. Nach ihr hieß damals unser Dorf Starcfrideshuson. Dieser Name setzt sich zusammen aus dem Gründernamen Starcfried (eine ähnliche Bildung wie der Name Siegfried) und aus dem althochdeutschen Wort „hus“ = Haus.
Der ebengenannte Starcfried errichtete nämlich vor ca. 1200 Jahren hier bei uns, also innerhalb der neugegründeten fränkischen Kinzigheimer Mark, seinen Hof, sein Haus, eben jenes „Hus“, das seine Nachbarn das Starcfrideshus nannten. Er tat es genauso wie sein Nachbar Egihelm, der das Egihelmeshus zwischen Sterbfritz und Sannerz erbaute, und wie damals auch all die anderen Nachbarn ihre Einzelhöfe erstellten: der Bruning in Breunings, der Wigberaht in Weiperz, der Sanderat in Sannerz, der Folmut in Vollmerz, der Herold in Herolz, der Belding in Bellings, der Genthelm in Gundhelm(s) und der Odarich in Uttrichshausen. Als dann später weitere Franken und während der Sachsenkriege Karls des Großen sogar Sachsen hier angesiedelt wurden, entstand aus dem Einzelhof ein Weiler, ein Dorf; und aus dem ursprünglichen Hofnamen Starcfrideshus wurde so (wie die Urkunde vom Jahre 815 zeigt) der Dorfname „Starcfrideshuson“, was im Sprachgebrauch unserer Tage soviel wie Starkfriedshausen heißen würde.
Allerdings muss hierbei noch folgendes ergänzt werden: Wir gebrauchen unsere Ortsnamen heute ohne Geschlechtswort. Das war aber nicht immer so. Früher schrieb man die Ortsnamen mit dem Artikel im 3. Fall (Dativ) und stets mit einem vorangestellten Verhältniswort, zumeist mit der Präposition „zu“2). So nannte man unseren Ort seinerzeit nicht „das“ Starcfrideshus oder „das“ Starcfrideshuson, sondern immer nur „zu dem“ Starcfrideshus oder „zu den“ Starcfrideshuson (zu den Starcfrideshäusern). Dieser Dativcharakter unserer Ortsnamen ist sehr lange erhalten geblieben. Er ist sogar noch nachweisbar, als diese Namen bereits im Laufe der Jahrhunderte zu genetivischen Kurznamen geworden waren. So zählt ein altes hennebergisches Verzeichnis vom Jahre 1317 u. a. auf:
„den Zehenden zu dem Sterpfriches“ (=Sterbfritz),
„den Zehenden zu dem Otencars“ (=Mottgers). 2a)
Aber auch in unseren Tagen ist diese Dativbildung noch lebendig, zumeist bei der Bezeichnung unserer Wirtshäuser und Gaststätten. Auf ihren Schildern können wir heute noch lesen „Zum Goldenen Stern“ – „Zur Guten Quelle“ – „Zu den 3 Linden“. Selbst in der mundartlichen Form einiger unserer Ortsnamen blieb ein Rest des alten Dativartikels in der Gegenwart erhalten, wie bspw. Beim Ortsnamen Allmus, der im Volksmund „Mollmes“ genannt wird und früher einmal „(zu)m Allm(und)es(hof)“ hieß. Der mundartlich gebrauchte Anfangsbuschtabe „M….“ ist nichts anderes als ein Nachklingen des letzten Lautes aus dem alten vorgesetzten „zum“. Dieselbe Eigenart der Namensbildung in der Mundart3) zeigen:
Almendorf (mundartlich: Molmedurf),
Egelmes( mundartlich: Melches),
Elters (mundartlich: Mältersch).
Aber selbst die Schreibform mancher Ortsnamen weist heute noch diesen eigenartigen Vorsatzbuchstaben auf, wie etwa:
Mahlers /aus: (zu de)m A(da)lhard(e)s,
Meiches /aus: (zu de)m Eiches,
Melzdorf /aus: (zu)m El(bewine)sdorf
Merkenfritz /aus: (zu)m Erkenfrid(e)s,
Mottgers /aus: (zu de)m Ot(en)cars.
Nach diesem kurzen heimat- und namensgeschichtlichen Abstecher stellt sich nun erneut die Frage: Wie konnte aus Starcfrideshuson, dem Dorfnamen des Jahres 815, unser heutiger Namen Sterbfritz werden? – Beim Vergleich dieser beiden Namen fällt zunächst auf, dass im Namen Sterbfritz das Grundwort „…huson“ oder „…hausen“ fehlt, also im Laufe der Zeit abgefallen sein muss. Das ist zwar eine bekannte Erscheinung in der Entwicklung unserer Ortsnamen; man führt sie auf die Sprechbequemlichkeit zurück, denn es ist ja nicht abzustreiten, dass der 2-silbige Dorfname Sterbfritz schneller und leichter auszusprechen ist als der 5-silbige Ortsname Starc-fri-des-hu-son; aber solche Kürzungen sind doch nicht so selbstverständlich und auch nicht allgemein, was allein schon durch die Tatsache unterstrichen wird, dass es in unserem Kreisgebiet auch den unverkürzten Dorfnamen Uttrichshausen gibt. Noch deutlicher aber tritt das hervor, wenn wir einmal verkürzte und vollständig erhaltene Ortsnamen aus den verschiedensten Gebieten unserer Bundesrepublik einander gegenüberstellen, z. B.:
Batten und Battenhausen,
Eckarts und Eckartshausen,
Friesen und Friesenhausen,
Lützel und Lützelhausen,
Reinhards und Reinhardshausen,
Rommers und Rommershausen,
Rückers und Rückershausen u. a.
In diesem Zusammenhang dürfte auch interessieren, dass neben unserem Starkfrideshuson vom Jahre 815 noch ein zweites Dorf gleichen Namens existierte und zwar: Starkfrideshuson am Fuße der Hohen Geba bei Meiningen. Auch dieses Dorf hat im Gegensatz zu unserem Sterbfritz seinen vollständigen Namen, zwar etwas umgelautet und abgeschliffen, sonst aber unverkürzt bis auf den heutigen Tag beibehalten. Es heißt heute Stepfershausen. – Wann die oben angedeutete Verkürzung bei unserem alten Dorfnamen eintrat, lässt sich leider nicht mehr feststellen. Wir dürfen aber annehmen, dass um das Jahr 900 unser Dorf bereits den genetivischen Kurznamen „Starcfrides“ trug, da Dokumente aus dieser Zeit auch unsere Nachbarorte Breunings und Weiperz als Pruninges und Wigberahtes ausweisen4) und auch Sannerz nicht viel später als Sanderates genannt wird.5) Zudem bestätigen namhafte Forscher diese Annahme, indem sie als Entstehungszeit solcher genetivischer Ortsnamen das 9. Jahrhundert angeben.
Der Kurzname Starcfrides scheint sich längere Zeit in dieser Form erhalten zu haben. Erst etwa 250 Jahre später ist eine bemerkenswerte Veränderung an ihm festzustellen: Im Jahre 1167 bringt eine Urkunde6) für unser Dorf erstmals den Namen „Stercfrides“. Die Lautverschiebung vom „a“ zum „e“ im Bestimmungswort des Namens scheint mir aber kaum eine echte Umlautung zu sein, sondern nur eine unrichtige Wiedergabe des Vokals durch den Schreiber, da der Volksmund diesen Wortteil auch heute noch mit einem breiten hellen „a“ ausspricht. Die Ursache für eine solche Abweichung zwischen mündlicher und schriftlicher Namensform mag einerseits wohl in dem Umstande liegen, dass es damals eine geregelte Rechtschreibung überhaupt noch nicht gab, zum anderen aber besonders in der Tatsache, dass bis heute in unserem „Schriftdeutsch“ die Möglichkeit fehlt, Grenzlaute klar auszudrücken.
Aus dem eben Gesagten geht zugleich hervor, dass zwei Faktoren am Werden unseres heutigen Ortsnamen beteiligt waren: einmal und vor allem die Volkssprache (auch Mundart genannt), die als lebende
Sprache die Wortstämme des alten Namens veränderte, und dann die Schreiber in den Kanzleien und Schreibstuben, die sehr viel später erst diese sprachlichen Änderungen auch schriftlich festzuhalten
versuchten, dabei aber mitunter manche Laute und Silben unrichtig umsetzten. Wie wenig Sorgfalt sie manchmal hierbei verwandten und wie schwierig es darum oft ist, die gerade Linie in der Entwicklung
unseres Ortsnamens zu finden, mag die Tatsache beleuchten, dass z. B. in ein und demselben Vertragstext7) fünf unterschiedliche Schreibweisen unseres Ortsnamens gebraucht wurden.
Auch die zuletzt aufgeführte Namensform St(a)rcfrides konnte sich auf die Dauer nicht halten. Wie der ständig flutende Wasserstrom fast unmerklich aber beständig die scharfen Kanten der überspülten
Steine abschleift und abrundet, so verändert auch jede lebende Sprache, ohne dass man es selbst merkt, ihre Bausteine, die Laute und Silben, und nutzt sich ab. Die auffallendste Veränderung vollzog
sich in der Folgezeit am mittleren Teil des Wortbildes. Wer einmal den Namen St(a)rcfrides etwas genauer betrachtet, dem fällt sofort die Konsonantenhäufung auf. Zwischen den beiden Vokalen liegen
die vier Konsonanten r-kf-r. Sie hemmen die fließende Aussprache und bilden infolgedessen Sprechklippen. Man merkt das erst richtig, wenn man einmal versucht, die vier Konsonanten im Zusammenhang zu
sprechen: rkfr. Bei einer solchen Sprechübung kann man gleichzeitig spüren, dass besonders der Gaumenlaut „k“ den Fluss der Aussprache ganz erheblich einschränkt. Im Laufe der Zeit hat sich deshalb
gerade diese Sprechklippe nach und nach und mehr und mehr abgenutzt.
Wenn man den überlieferten Schreibformen in den Urkunden trauen kann, wurde dieser Gaumenlaut allmählich völlig ausgeschliffen, denn vom Jahre 1295 ab bringen die Dokumente für unseren Ort Namensformen wie „Sterfrides“ 8a) und „Sterpherides“ 8b), aber auch mundartlich anmutende Formen wie „st(a)rphers“ 8c) oder „St(a)rffers“.
Die durch den völligen Ausfall des Gaumenlautes „k“ entstandene Sprechlücke scheint der Volksmund schon bald durch den viel bequemeren Lippenlaut „b“ ausgefüllt zu haben, denn der bereits oben erwähnte Vertragstext bringt diesen Laut in jeder der fünf unterschiedlichen Schreibweisen unseres Ortsnamens, auch in der wohl ältesten (mundartlichen) Namensform „St(a)rbferts“. Da nun die erste Silbe des so entstandenen Namens (Starb….“) genauso lautete wie das im Volksmund gebräuchliche uralte Verb „starb“ (im Sinne von sterben), konnte es geschehen, dass man fortan (bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts) in den Kanzleien und Schreibstuben diesen neuen, wenn auch falschen Sinn unserem Ortsnamen unterschob und ihn allgemein in „Sterpfrides“9) umsetzte. So finden sich in unseren Urkunden schon verhältnismäßig früh entsprechende Namensformen wie etwa:
1303 = Sterpfrids10),
1438 = Sterpfrits,
1543 = Sterpfritz11).
Das aber ist schon die lautgetreue Aussprache unseres Ortsnamens, wie sie heute im schriftsprachlichen Deutsch und in der Hochsprache herrscht, denn unser heutiges „Sterbfritz“ unterscheidet sich nur noch orthographisch von diesen älteren Formen.
Zusammenfassend kann über die Geschichte unseres Ortsnamens gesagt werden, dass die heutige Schreibweise, die sonst allgemein als Volksumdeutung empfunden wird, in Wirklichkeit – wie oben nachgewiesen – in den Schreibstuben und Kanzleien entwickelt worden ist. „Sterbfritz“ ist somit eine reine Schreiberumdeutung, aus welcher der Volksmund dann erst viel später die eingangs erwähnte Sage schuf.
Während so unser Ortsname seit über 600 Jahren bereits lautlich festliegt (Schriftdeutsch), hat ihn der Volksmund auch in dieser Zeit nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Der Abnutzungsprozess an der schon erwähnten Konsonantenreihe ging, unaufhörlich weiter. Vermutlich wurde zunächst der Reibelaut „f“ ausgeschliffen, dann der anschließende Schmelzlaut „r“, so dass aus dem ehemaligen Ortsnamen „Starbfrids“ in unseren Tagen der noch kürzere Name „Starbids“ (Starbitz) werden konnte. Hellhörige, die „dem Volke gern aufs Maul sehen“, wollen inzwischen ein Abgleiten des Lippenlautes „b“ zum weicheren „w“ und eine Dämpfung des „i“-Lautes festgestellt haben und vermuten, dass in nicht allzuferner Zeit der Volksmund unseren Ort allgemein nur noch „Starweds“ (Starwetz) nennen wird.
Im Jahre 1958 stand unser Dorfname nicht nur im Brennpunkt örtlicher Auseinandersetzungen, sondern erregte sogar das Interesse vieler Tageszeitungen. Eine Gruppe Sterbfritzer Bürger hatte nach einer Rückfrage bei der hessischen Landesregierung an die hiesige Gemeindevertretung den Antrag gestellt, anstelle des nicht zutreffenden Namens Sterbfritz den alten, ehemaligen Namen „Starkfrieds“ wieder einzuführen. Dieser Interessengemeinschaft war bekannt, dass aus einer solchen Umbenennung ca. 6 000 DM Unkosten erwachsen würden, und sie hatte auch dementsprechend bereits namhafte Spendenbeträge aufgebracht.
Da außer den vielen hessischen Zeitungen auch 35 große Tageszeitungen aus dem übrigen Bundesgebiet die nicht alltägliche Nachricht über Sterbfritz verbreiteten, war es nicht verwunderlich, dass neben den Protestschreiben, die von zahlreichen ehemaligen Sterbfritzern eingingen, auch viele Fremde in mehr oder weniger langen Briefen dem Bürgermeisteramt ihr Interesse bekundeten. Die Meinung war geteilt: Germanisten und Heimatforscher sprachen sich für die Beibehaltung des bisherigen Ortsnamens aus. Die meisten aber hatten das eigentliche Problem gar nicht erfasst, sondern glaubten, es handelte sich nur um eine Namensänderung um jeden Preis. Einer von ihnen hoffte sogar, aus dieser Situation Kapital schlagen zu können, und tat gar geheimnisvoll mit seiner „Patentlösung“.
Die wohl originellste Form einer Stellungnahme wählte Frau Bachmann aus Brackwede in Westfalen, indem sie ihren Vorschlag in Reime kleidete. Sie schrieb unter dem 14. Oktober 1958:
„Sterbfritz“ klingt gewiss nicht schön,
jedermann wird das einseh’n.
Warum soll der Fritz auch sterben?
So was ist nur gut für erben.
Lassen Sie den Fritz doch streben,
dann steht er im vollen Leben!
Nur ein „r“ ist zu verschieben,
alles andre ist geblieben.
Streben ist so gut wie stark
Und kosten nicht 6 000 Mark.
Wird der Name angenommen,
will ich mal nach Strebfritz kommen!
Die gute Frau Bachmann irrte in doppelter Hinsicht: erstens hätten die 6 000 DM sogar dann bezahlt werden müssen, wenn in dem bisherigen Namen auch „nur ein r“ hätte verschoben werden müssen; zum anderen aber wird sie mit ihrem Besuch in „Strebfritz“ wohl bis zum Sankt-Nimmerleinstag warten müssen, denn der weitaus größte Teil unserer Einwohnerschaft zeigte in dieser Frage ein gesundes Empfinden, und auch die hiesige Gemeindevertretung sah das Problem richtig und entschied sich in ihrer Sitzung vom 14. Oktober 1958 für die Beibehaltung unseres seitherigen, uns allen lieb gewordenen Ortsnamen „Sterbfritz“.
1) Mitgeteilt durch den bereits verstorbenen Altlandwirt Kaspar Kehm, Breuningser Str. 9.
2) Rudolf Koch, Manuskript, Seite 14.
2a) Schultes, Dipl. Gesch. des Gräfl. Hauses Henneberg, II. T., Urk.-B., S. 35.
3) G. Rehm, Bildung von Ortsnamen, Buchenblätter 1965, Nr. 20.
4) Reimer, Hess. Urkundenbuch, I. Abt.,Nr. 37.
5) Ebenda: Nr. 44.
6) Reimer, Hess. Urkundenbuch, II. Abt., Nr. 101.
7) Denner, Urkunden über die ehemal. Fuld. Ämter, Bd. 1, Seite 141.
8a) Reimer, Ia Hess. Urkundenbuch, II. Abt., Nr. 756.
8b) Denner, Sammlung Fuldaer Urkunden, 3. Bd.
8c) Rudolf Koch, Manuskript, Seite 21.
9) Reimer, Hess. Urkundenbuch, II Abt., Hanau III, Nr. 285.
10) Lehenbuch des Bischofs Andreas von Würzburg, Nr. 31.
11) Denner, Urkunden über die ehemal. Fuld. Ämter, Bd. 1, Seite 141