Die Sage von der Entstehung des Ortsnamens „Sterbfritz“
Vor vielen Jahren, als wieder einmal ein heißer Sommer ins Land gekommen war, kehrte ein Reitersmann mit seinem Rösslein aus einem Krieg heim. Die langen Jahre und die vielen Entbehrungen hatten Ross und Reiter arg mitgenommen. Der treue Rappe war alt und müde, und sein einst so glattes, schimmerndes Fell war grauhaarig und rau geworden. So zogen denn die beiden Kriegskameraden gesenkten Hauptes weiter.
Als sie nun dem Landrücken, der alten Wasserscheide zwischen Fulda und Kinzig, näher kamen, wurde der Gang des Tieres immer langsamer, und seine Schritte wurden matter und matter. Am Drasenberg aber blieb der müde Gaul stehen und wollte nicht mehr weiter, sosehr sich auch sein Herr um ihn mühte und ihm frische, saftige Kräuter reichte. Endlich hielt er ihm die letzten Haferkörner hin und lockte ihn mit den Worten: „Komm, Fritz! Wirst mich doch jetzt nicht im Stich lassen!“ und der alte, treue Kampfgefährte vieler Schlachten hob seine brüchigen Hufe und trottete weiter. - Der Ort aber, der später an dieser Stelle entstand, bekam den Namen „Gomfritz“.
Reitersmann und Ross gelangten dann zur Kinzig. Unerbittlich brannte die Sonne hernieder und setzte den beiden hart zu. Nur mühselig schleppten sie sich das obere Kinzigtal entlang. Als schließlich die Höhe an der Kinzigquelle erreicht war, stürzte das völlig ausgepumpte Pferd zu Boden. Vor Schmerzen zuckend, lag es in den letzten Zügen. Hilflos musste der raue Krieger mit ansehen, wie sich die Not seines treuen Tieres mehrte. Da beugte er sich voll erbarmenden Mitleids zu ihm nieder. Abschied nehmend streichelte noch einmal seine Hand den noch immer edlen Kopf des Pferdes, und mit bewegter Stimme flüsterte er: „Sterb, Fritz! Dann hast du endlich deine Ruh!“ und das Rösslein folgte auch diesmal getreu den Worten seines Herrn und verschied. - Der Ort aber, der an der Stätte dieser Begebenheit entstand, erhielt den Namen „Sterbfritz“ und wurde ein großes Dorf.
2018
Ein alter Fuhrmann aus Bayern fuhr einst spät abends die Straße von Sterbfritz nach Sannerz hinunter. Es war eine stille und dunkle Nacht, nicht ein Stern war am Himmel zu sehen, und die Laterne leuchtete den Pferden kaum den Weg. Doch der Wagen polterte die ausgefahrene Straße entlang und blieb so in der Spur, die die vielen Wagen vor ihm in den Boden eingefahren hatten.
Plötzlich machte sich das Vorderrad selbständig. Durch die Erschütterungen hatten sich wohl Stiefel und Lunne (Achsnagel) gelöst und waren verloren gegangen. Das Rad rollte Richtung Kinzig. Doch mit seiner kleinen Laterne konnte der Fuhrmann es im hohen Gras nicht ausfindig machen geschweige denn Stiefel und Lunne auf der Straße finden.
Auf einmal leuchtete es vom nahe gelegenen Erbachberg jenseits der heutigen Bahnlinie herunter. Ein Feuermann stand dort oben und brannte lichterloh „Komm her und leuchte mir“ rief der Fuhrmann, da stand der Feuermann auch schon neben ihm. Er half Stiefel und Lunne zu suchen. Dann suchten sie das Rad im hohen Gras, und durch sein helles Leuchten fanden sie es schnell. Er leuchtete dem Fuhrmann, bis alles wieder an seinem Platz war. Der Fuhrmann war aus seiner Not heraus, konnte den Weg weiterfahren und dankte dem Feuermann mit den Worten „der Herrgott mag dir deinen Lohn geben!“ Da antwortete der Feuermann „auf diese Worte warte ich schon Hunderte von Jahren!“ und flog schneeweiß zum Himmel; seine Seele war erlöst. Doch vom alten Fuhrmann erfuhr man, dass er nicht lange danach verstarb.
Mai 2020