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Sterbfritzer Dorfchronik
Sterbfritzer Dorfchronik

Heinz (Henry) Schuster (1926-2014)

Sterbfritzer Jude und Überlebender des Holocaust

Nachruf von Ernst Müller-Marschhausen

Veröffentlicht in: „Bergwinkel-Bote. Heimatkalender 2015“, S. 142 f.

Hrsg. vom Kreisausschuss des Main-Kinzig-Kreises

 

 

Henry Schuster mit Ehefrau Anita
Gedenktafel an der Ev. Kirche
Vorstellung des Buches

Heinz Schuster wurde am 18. März 1926 in der Alten Schlüchterner Straße 10 in Sterbfritz geboren. Der Vater Abraham, der zu einer alten Sterbfritzer Familie zählte, starb 1935. Die Mutter Rosa und seine Schwester Margot wurden 1942 nach Riga, Estland, deportiert und dort ermordet. Seine Schwester Bertel überlebte das KZ Bergen-Belsen und wohnt heute (2015) hoch betagt in Kalifornien.

 

Heinz Schuster, der sich später Henry nannte, ging bis zur erzwungenen Emigration in die Sterbfritzer Volksschule. Dann kam er in ein jüdisches Kinderheim in Frankfurt Main, von dort mit einem Kindertransport nach Frankreich und weiter in die USA. Er kehrte 1946 als Soldat nach Deutschland zurück. Danach war er Kaufmann in den USA und verbrachte seinen Lebensabend mit seiner Frau Anita in Las Vegas. Dort ist er am 26. Mai 2014 gestorben.

 

Henry Schuster hat seit Mitte der neunziger Jahre in langen Verhandlungen mit den Bürgermeistern Hans Eberhard Priemer und Johann Heberling sowie mit der evangelischen Kirchengemeinde darum gekämpft, dass in einer würdigen Weise der ermordeten jüdischen Bürger der Sinntaler Gemeinden und vor allem auch des Jahrhunderte langen friedlichen Zusammenlebens von Christen und Juden gedacht wird. Sein Verdienst ist es, dass in einem großen Festakt am 21. März 2004 drei Gedenktafeln enthüllt wurden: Eine vor der Ev. Kirche in Sterbfritz, eine an der Außenmauer des Totenhauses des Jüdischen Friedhofs in Altengronau und eine mit den Namen der 33 ermordeten Sterbfritzer Juden auf dem Friedhof selbst.

 

Mit großem Interesse ist vor drei Jahren Schusters Lebensgeschichte "Von Sterbfritz nach Las Vegas" auf-genommen worden, die er als 80-Jähriger geschrieben hatte. Er widmete das Werk den ermordeten Sterbfritzer Juden. Er betont, dass es keine Abrechnung ist, sondern die Erinnerung an eine längst vergangene Zeit wach halten soll, in der die christlichen Sterbfritzer mit ihren jüdischen Nachbarn normal miteinander lebten, bis mit dem Nationalsozialismus der Holocaust begann, in dem auch ein Drittel der jüdischen Sterbfritzer ermordet wurde. In teils anekdotischen Schilderungen erinnert sich Schuster an den Alltag der kleinen Leute in der Rhöngemeinde, wie sie damals in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts lebten, arbeiteten und feierten. Anschaulich beschreibt er ty-pische Jungenstreiche, aber auch Erlebnisse aus seiner Schulzeit, die wegen des Sadismus eines NS-Lehrers für die jüdischen Schüler zum Martyrium wurden. Insofern ist Schusters Erinnerungsbuch auch ein wichtiger Beitrag zur Heimatgeschichte der Gemeinde Sterbfritz, die 2015 ihr 1200. Gründungsjubiläum feiert.

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