Jahrhundertelang gab es in Sterbfritz seit der Reformation vermutlich keinen einzigen Katholiken. Mit den Katholiken in den Nachbardörfern Weiperz und Sannerz gab es keine nachbarlichen Beziehungen, dafür sorgten in früheren Zeiten nicht zuletzt die Seelsorger beider Konfessionen. Erst in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts lies sich der katholische Dentist Richard Reinhard mit seiner Familie in Sterbfritz nieder. Aus Weiperz zog der katholische Schuhmacher Wilhelm Gerst nach Sterbfritz. Von den alteingesessenen Sterbfritzern wurden sie anerkannt, konnten sich aber in das Dorfleben nicht wesentlich integrieren und sahen ihre religiöse Heimat bei den Katholiken in Weiperz oder Sannerz.
Mit Ende des zweiten Weltkrieges und der millionenfachen Flüchtlingswelle ergab sich eine gewaltige Änderung in der Bevölkerungsstruktur. Die Einwohnerzahl in Sterbfritz wuchs von 1200 auf über 2000 Personen. Die meisten Neuankömmlinge waren katholische Schlesier und Sudetendeutsche. Sie sahen ihre religiöse Heimat zunächst bei den Glaubensbrüdern in Sannerz und Weiperz. Die Gotteshäuser dort waren aber dem Ansturm, zusammen mit den ebenfalls dort zugezogenen Flüchtlingen, auf Dauer nicht gewachsen. Als Notlösung benutzten die Sterbfritzer Katholiken auch einen kleinen Betsaal in der Weiperzer Straße. Dieser wurde ihnen von den evangelischen Glaubensbrüdern zur Verfügung gestellt. Dort fand der erste Gottesdienst am 10.11.1946 statt. Dieser war für die circa 400 Katholiken auf Dauer zu klein. Es entstand der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus.
Am 15.04.1953 reichte Pfarrer Leo Rodenbeck beim Bischof in Fulda einen Bericht über die kirchliche Situation in Sterbfritz ein und bat um den Erwerb eines Grundstücks zum Bau eines Gotteshauses und um die entsprechenden Finanzmittel. Endlich, nach vier Jahren, konnte ein Gelände an der Straße nach Oberzell erworben werden. Erste Entwürfe für ein Gotteshaus fanden bei den hiesigen Katholiken, aber auch beim Pfarrer und Kirchenvorstand keine Zustimmung. Schließlich entwarf der Steinauer Architekt Josef Kühnel ein Gebäude als Rundbau mit einem freistehenden Glockenturm. Dieser Entwurf fand die Zustimmung aller Beteiligten.
Die Grundsteinlegung war am 26.10.1958 und schon an Weihnachten 1958 war der Rohbau durch die Schlüchterner Baufirma Jökel errichtet.
Am 27. September 1959 wurde die katholische Kirche „Sankt Michael“ feierlich eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben.
Wegen fehlender Gelder wurde der vorgesehene Glockenturm bis zum heutigen Tag noch nicht errichtet.
Grundsteinlegung am 28. Oktober 1958 durch Pfarrer Rodenbeck und Kaplan Monshausen. In der Gründungsurkunde, geschrieben von Lehrer Hans Engelhardt werden verschiedene aktuelle Punkte erwähnt:
Der Rohbau durch die Firma Jökel erfolgte zügig und so konnte schon vor Weihnachten das Richtfest gefeiert werden.
Im Sommer 1959 wurde Innen- und Außenputz angebracht und die Außenanlage mit viel Eigenleistung angelegt.
Am 27. September 1959 wurde die feierliche Eröffnung durch Ordinariatsrat Dr. Pralle im Auftrag von Bischof Bolte vollzogen. Die nachmittägliche Feierstunde hatte die Katholiken von Sterbfritz und den Nachbarorten zahlreich zusammengeführt, so dass der Charakter eines Kirchweihfestes schon rein äußerlich gegeben war.
Von Frau Anna Gerst aus Weiperz wurde zur Einweihung ein besonderes Gedicht verfasst.
Herzlich willkommen zur Feierstund
rufe ich aus Herzensgrund.
Herzlich willkommen von Nah und Fern
zur Einweihung des Kirchleins, des Haus des Herrn.
Hier in der Diaspora erstand
dies kleine Gotteshaus, St. Michael benannt.
Er sei ihm Schützer und Patron
Fürsprecher an dem Himmelthron
So ziehe Oberhirt nun festlich ein
dies traute Heiligtum nun einzuweihn
Wo Jesus thront in Brotsgestalt
Er der Herr der Allgewalt.
In unserer Mitte er nun weilt,
darum ihr Christen oft nun eilt
hier an diesen heiligen Ort,
wo man uns kündet Gottes Wort.
Sehet des ewigen Lichtes Schein,
brennt so lieblich wahr und rein.
Und eine unsichtbare Engelschar
umschwebt andächtig den Altar.
Aus eurem Munde soll erklingen,
auch ihr sollt ihm Heilig, Heilig singen,
Heilig, Heilig,Heilig Ehr,
mit der Himmelschöre Heer.
Ja eine fromme Beterschar
möge stets sich einfinden am Altar.
Dies Kirchlein soll für Groß und Klein
Stätte höchster Ehrfurcht sein.
Und habt ihr Kummer, habt ihr Schmerz,
dann kommet hierher zum Heilandherz.
Bei ihm findet ihr Trost, Kraft und Mut.
Er ist unser höchstes Gut.
Für all eure Sünden
werdet ihr hier Vergebung finden.
Sein teures Blut wird fließen
in eure Seel sich gießen.
Und so ruf ich‘s nochmals aus
St. Michael schirme dieses Gotteshaus.
Alle, die gehen aus und ein,
von Dir sollen gesegnet sein.
Ja Dein hl. Banner-Schild
Möge sagen jedem Christenkind,
Du bist Streiter Christi, kämpfe mutig, halte aus.
Ich führ dich einstens ins Vaterhaus.
So möge St. Michael an seiner Hand
uns alle führen ins Himmelsland,
wo die Siegeskrone uns wird zuteil,
und wir uns freuen beim ewigen Heil.
Anlage eines Parkplatzes für die Kirchenbesucher 1974 und kleine Arbeiten im Inneren.
In den Jahren 1988/89 erfolgt eine Außen- und Innenrenovierung sowie eine Dachsanierung.
Auch wird als Hinweis auf das Gotteshaus ein 2m x 3,20m großes Kreuz aus Winkeleisen an der Außenwand angebracht.
Durch Spenden von Bürgern konnte auch eine Josefsstatue und eine Orgel sowie ein Kreuzweg angeschafft werden. Die Marienstatue aus gebranntem Ton wurde schon beim Neubau mit eingebaut. Der Künstler ist leider nicht bekannt.
Um die Eigenleistungen bei Renovierungs- und Unterhaltungskosten aufzubringen wurden neben vielen Spendenaktionen auch zum 25. und 40-jährigem Jubiläum auch entsprechende Feste gefeiert.
25-jähriges Jubiläum
Anläßlich des 25-jährigen Bestehens der katholischen Kirche „St. Michael“ in Sterbfritz wurde das diesjährige Pfarrfest der Pfarrei Sannerz in der Filialgemeinde Sterbfritz am 26. und 27. Mai 1984 gefeiert.
Bereits am 23. Mai 1984 hatte ein Meditationsabend über St. Michael in der Kirche stattgefunden.
Am Samstag wurden die Gäste in der Turnhalle mit einem angebauten Festzelt mit volkstümlicher Musik des Musikvereins Sannerz und später durch musikalische Weisen der Big Band „Caravan“ unterhalten. Am Abend durfte dann das Tanzbein mit der Kapelle „Belcandos“ geschwungen werden.
Der Festsonntag begann mit einem feierlichen Gottesdienst in der Kirche mit Dechant Rentmeister. In seiner Ansprache ging er auch auf die Geschichte des Gotteshauses ein.
Am Ende des Gottesdienstes ehrte Herr Rentmeister Frau Schlögl und Frau Urban für 25-jährigen Dienst in der Kirche. Zur feierlichen Gestaltung des Gottesdienstes hatte der Gesangverein „Wolpergrund“ aus Weiperz unter Leitung von Helmut Kraft beigetragen.
Das Fest wurde mit einem Frühschoppen fortgesetzt. Zur Unterhaltung spielten dazu die Musiker vom Musikverein 1924 Weiperz. Auch zum bunten Programm am Nachmittag waren zahlreiche Ehrengäste erschienen. Das Akkordeon- und Gitarrenorchester unterhielt mit einem Konzert. Der Gesangverein „Liederkranz“ aus Sterbfritz und die Schulkinder erfreuten mit ihren Beiträgen. Die in den Wintermonaten von den Frauen aus der Pfarrei angefertigten Bastel- und Handarbeiten fanden in einem Basar reisenden Absatz. Wertvolle Gegenstände von dem Auktionator Dechant Rentmeister bei einer Tombola versteigert. Zum Ausklang des Festes konnte zu den Klängen der Tanzkapelle „Rio“ nochmals das Tanzbein geschwungen werden.
Zum 40-jährigen Jubiläum wurde wiederum ein Fest gefeiert. Das Programm begann am Sonntag, den 5. September 1999 um 10:15 Uhr mit einem Festgottesdienst mit Pfarrer Dewes. Der Gottesdienst wurde vom Männerchor „Wolpergrund“ mitgestaltet. Danach ging es zu einem Frühschoppen, Mittagessen und Unterhaltung mit dem „Musikverein 1924“ Weiperz. Anschließend spielte die Trachtenkapelle Weiperz. Zum Abschluss gab es selbstgebacken Kuchen und Kaffee.
50-jähriges Jubiläum
Vom 50-jährigen Jubiläumsfest stehen aktuell wenig Aufzeichnungen und Bilder zur Verfügung. Sie dürften zumeist in Privatarchiven schlummern.
Das 60-jähriges Jubiläum steht an, aber es liegen noch keine konkreten Planungen vor.
Übersicht über die Katholischen Pfarrer und Kapläne die auch für die Kirchengemeinde St. Michael zuständig waren.
1949 - 1974 Pfarrer Leo Rodenbeck
1974 - 1987 Pfarrer Heinz Rentmeister
1987 - 1997 Pfarrer Johannes Kasobki
1997 - 2015 Pfarrer Klaus Peter Dewes
seit 2015 Pfarrer Werner Pfundstein
Kapläne zuständig für die Filialkirchen Sterbfritz, Weiperz und anfangs auch Breunings und Ramholz.
1951 - 1958 Pater Anton Monshausen
1958 - 1971 Pater Josef Klaumann
1971 - 1974 Pater Anton Schmitt
1975 - 1976 Pater Nicolay Okic
1971 - 1990 Pater Heribert Pfeffer 1)
1988 - 1990 Pater Reinhold Donnermeyer
1990 - 1995 Pater Hans Schwierzi 1)
1996 - 2000 Pater Klemens Wagner
2000 - 2002 Pater Urselmanns
2003 - Pater Rödler 1)
2008 - Pater Franz Harings 1)
2010 - 2016 Pater Alois Weber
2016 - Pater Urselmanns als Ruhestandsgeistlicher.
1) vorrangig im Jugendheim tätig und nur Aushilfe.
Stand: 22. November 2018 Gerhard Gärtner