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Sterbfritzer Dorfchronik
Sterbfritzer Dorfchronik

Annahme von festen Familiennamen der jüdischen Bewohner in Sterbfritz

Die 1811 publizierten Verzeichnisse der hessischen Amtsblätter

Von Dirk Ebenhöch

 

 

1807 schlug Napoléon Bonaparte das besetzte Kurhessen weitestgehend dem neu gebildeten Königreich Westfalen zu. Sein jüngster Bruder Jérôme bezog als dessen König Residenz in Kassel. Dagegen kam die Grafschaft Hanau und damit auch das Amt Schwarzenfels und Sterbfritz zuerst unter französische Militärverwaltung, später wurde sie Bestandteil des Großherzogtums Frankfurt.

 

Unter der französischen Besatzung wurde das Verhältnis des Staates zu seinen Bürgern grundlegend reformiert. Die Gleichheit der Untertanen vor dem Gesetz – einschließlich Abschaffung von Leibeigenschaft und Frondiensten – wurde ebenso wie die Religionsfreiheit eingeführt. Die Emanzipation der Juden erfolgte im Großherzogtums Frankfurt im Jahre 1811. Zum 1. Januar 1811 wurde auch der Code civil eingeführt.

 

Napoleon der Große stellt den Kult der Israeliten wieder her. 30. Mai 1806.

Bedingung für die erweiterten Bürgerrechte jüdischer Bewohner wurde ein unveränderbarer Familienname. Noch bevor im Kaiserreich Frankreich durch Napoléons Erlass vom 20. Juli 1808 alle dortigen Juden zur Annahme von festen Nachnamen verpflichtet wurden, war dies durch Dekret vom 31. März 1808 bereits in dem von Napoléons Bruder Jérôme regierten Königreich Westfalen angeordnet worden.

 
Der jüdischen Bevölkerung war bis dato diese Art der Namensführung fremd, oder Sie durften teilweise sogar keine Nachnamen führen. Die Kinder bekamen bislang zu ihrem Namen den des Vaters hintangesetzt, wie z. B. "Samuel David", was soviel wie "Samuel Sohn des David" bedeutete. Durch diese Praxis, die zu vielen gleichlautenden Namen führte, kam es oft zu Verwechslungen. Es war oft schwer, einzelne Familien zu unterschieden.

 

Mit der neuen Gesetzgebung bekamen jüdische Bürger zum einen mehr Rechte und sollten sich so mehr emanzipieren. Zum anderen hatte sie auch steuerliche Gründe, denn so konnte jeder Bürger genauer erfasst und die Steuern besser berechnet und eingezogen werden.

 

Im Hessischen Staatsarchiv Marburg ist eine Akte von Dezember 1811 1) erhalten. Aus diesem Verzeichnis der von sämtlichen jüdischen Familienvätern, Witwen und elternlosen Kindern im Distrikt Schwarzenfels angenommen Familiennamen möchte ich hier auszugsweise die Sterbfritzer Namen wiedergeben. Ob diese Liste vollständig ist, ist schwer zu sagen. Für Sterbfritz sind 28 Eintragungen enthalten.

 

  1. Benedict Jacob = Benedict Strauß
  2. Jacob Hirsch Benedict = Jacob Hirsch Strauß
  3. Joseph Benedict = Josef Strauß
  4. Samuel David = Samuel Birk
  5. Jüttel David = Jüttel Birk
  6. Joseph Salomon = Joseph Schiff
  7. David Mendel = David Hecht
  8. Siemon Mendel = Siemon Hecht
  9. Knebel Mendel = Knebel Hecht
  10. Samuel Mendel = Samuel Hecht
  11. David Meyer = David Goldschmidt
  12. Mendel Meyer = Mendel Goldschmidt
  13. Joseph Meyer = Joseph Goldschmidt
  14. Abraham Meyer = Abraham Goldschmidt
  15. Samuel Meyer = Samuel Goldschmidt
  16. Baruch Meyer = Baruch Goldschmidt
  17. Jüttel Meyer = Jüttel Goldschmidt
  18. Jütle Meyer = Jütle Goldschmidt
  19. David Loeb Jüttel = David Loeb Diefenbach
  20. Aron Jüttel = Aron Diefenbach
  21. Jacob Mardge = Jacob Grünebaum
  22. Mendel Mardge = Mendel Grünebaum
  23. Gumb Mardge = Gumb Grünebaum
  24. Rickel, des Mardge Jüttels Witwe 2) = Rickel Grünebaum
  25. Gütel, des Jüttel Jacobs Witwe = Gütel Hecht
  26. Michael Jüttel = Michael Schuster
  27. Gumb Jüttel = Gumb Schuster
  28. Samuel Jacob = Samuel Lichtenstaedter

 

 

 

Die meisten dieser Familiennamen existierten über 130 Jahre hier im Ort, ihre Geschichte endete mit der Auslöschung der jüdischen Gemeinde durch die Verfolgung in der Nazi-Diktatur.

 

 

Anmerkungen:

 

  1. HStAM Bestand 82 Nr. c 878, siehe unten
  2. Im Original 'Rez.' - Bedeutung nicht bekannt; Witwe am wahrscheinlichsten

 

Quelle:

 

*  Hessisches Staatsarchiv Marburg Bestand 82 Nr. c 878

Titel

Annahme von ständigen, deutschen Familiennamen durch jüdische Hausväter 1811

Laufzeit

1811, 1823-1847

Organisations- und Aktenzeichen

Gefach 433-436, Nr. 36

Vermerke

Enthält u.a.

Listen mit Angaben der 1811 angenommenen Familiennamen

für:

- Distrikt Schwarzenfels: Oberzell, Sterbfritz, Heubach,Züntersbach, Uttrichshausen

 

*  Wikipedia, Beitrag 'Jüdische Emanzipation', Stand 05.06.2020

 

erstellt Juni 2020

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