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Sterbfritzer Dorfchronik
Sterbfritzer Dorfchronik

S.G. Germania Sterbfritz 1919

von Dirk Ebenhöch

 

Auf Initiative meines Urgroßvaters Hartmann Böhm wurde im Mai 1919 der Fußball-Club „Germania“ Sterbfritz gegründet. Er lernte in Griesheim bei Frankfurt den Beruf des Spenglers. Da er ein Fußballnarr war, ging er zum örtlichen Fußballverein und spielte dort während seiner ganzen Gesellenzeit. Durch seine Heirat kam er 1919 wieder nach Sterbfritz zurück und steckte seine Sterbfritzer Altersgenossen mit seiner Begeisterung an.

 

Leider sind die Gründungsprotokolle verloren gegangen. Überliefert ist aber, dass neben Hartmann Böhm auch Adam Böhm, Heinrich Euler, August Glock, Wilhelm Heil, Heinrich Herche, Josef Röder und Melchior Stang Männer der ersten Stunde waren und wohl alle aktiv gespielt haben.

 

Anzeige Schlüchterner Zeitung 20.08.1919

Zum Gründungsfest wurde ein großes Fußballturnier veranstaltet, welches auf einer Wiese von August Glock im Schlangengraben bei nasskaltem Regenwetter stattfand.

 

Nach der Überlieferung soll dann der erste Bolzplatz mitten im Dorf gewesen sein, der sogenannte Weihergoadde, wo sich heute die Mehrzweckhalle befindet.

Das Vereinslokal war bis Anfang der 1970er Jahren das Gasthaus zum Adler (heute Raiffeisenbank) und danach das Central-Cafe.

 

Die finanzielle Belastung war für den jungen Verein erheblich, doch wollte man einen richtigen Turnierplatz. So wurde in unzähligen Arbeitsstunden der Sportplatz in „der Erbach“ 1922/23 in Eigenleistung erschaffen.

 

Leider ereignete sich beim Bau ein tödlicher Unfall, bei dem Adam Simon sein Leben verlor.

 

 

Die junge Mannschaft, auf dem Neuen Sportplatz in der Erbach:

 

Wilhelm Koch,Wilhelm Simon, Konrad Hohmann, Konrad Schwarz, Konrad Strott, Heinrich Frischkorn,

 

Johann Stang, Christian Röder, Adam Kleinhens,

 

Leonhardt Blum, Georg Simon, Johannes Bayer

 

Auch im kulturellen Bereich betätigte man sich und spielte Theater, so wurden zum Beispiel am 13.02.1927 die Bremer Stadtmusikanten im Saal Simon aufgeführt.

Der Spielbetrieb ging gut voran. So konnte man 1927 schon in der 1. Bezirksliga spielen. Da aber dem Verein keine großen Barreserven zu Verfügung standen und die Anfahrtswege sehr kostspielig waren, konnten nicht alle Spiele wahrgenommen werden, und die Mannschaft rutschte wieder eine Klasse zurück, in der sie aber sehr erfolgreich war.

 

 

1929 Pfingstmontag Fußballturnier in Karlstadt

 

Johann Simon, Konrad Hohmann, Christian Röder, Johannes Bayer, Konrad Schwarz, Konrad Strott, Wilhelm Hüfner, Heinrich Frischkorn,

 

Leonhard Blum, Adam Kleinhens, Adam Böhm

 

Auch die Jugendmannschaft beteiligte sich.

 

 

Heinrich Hartmann, Georg Böhm, Peter Frischkorn, Adam Mack, Heinrich Mack,

 

Georg Merx, Johannes Gunkel, Konrad Mack, Adam Müller, Walter Diekmann, Adolf Simon

 

Und natürlich gab es die Sterbfritzer Fangemeinde, die sich zu diesem Gruppenfoto aufstellte und ihre Sterbfritzer Mannschaft durch lautes Anfeuern tatkräftig unterstützte.

 

Nach der Machtergreifung der N.S.D.A.P. wurde, soweit mündlich überliefert ist, die Vorstandschaft aufgelöst und durch das Führerprinzip ersetzt, außerdem wurden alle jüdischen Mitglieder und Mitglieder anderer Parteien ausgeschlossen. Schriftliche Quellen existieren hierzu leider nicht. Man kann davon ausgehen, dass der FC Sterbfritz wie alle anderen Vereine in Deutschland „gleichgeschaltet“ wurde.

 

Der Spielbetrieb ging weiter, auch das kulturelle Leben im Verein wurde in dieser Zeit aufrecht erhalten.

 

In der Mitte Hartmann Böhm

Der Turnverein nahm 1936 mit dem FC Verhandlungen wegen einer Zusammenlegung der Vereine auf. Dies wurde aber in einer Generalversammlung des Turnvereins abgelehnt, und so hörte der Turnverein auf zu existieren.

 

Mit Ausbruch des Krieges konnte der Spielbetrieb nur mit einer Jugendmannschaft aufrechterhalten werden, da alle wehrtüchtigen Männer eingezogen wurden.

 

 

Die Jugendmannschaft 1943

Heinrich Frischkorn, Christian Kleinhens, Klaus Kohlhepp, Fritz Kirst, Karl Bayer, Hans Hohmann, ... Löffert, Heinrich Sperzel (?)

Heinrich Binder, Adam Herche, ... Sperzel

 

 

Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches musste ganz von vorne begonnen werden. Der Verein nahm wieder volle Fahrt auf, treibender Motor war Georg Mack.

Da Fußball-Spielen von den Besatzern erlaubt war, aber Turnvereine unerwünscht waren, versuchten ehemalige Mitglieder des Turnvereines 1946 den FC dazu zu bewegen, sich zum Turn- und Sportverein 1903 zusammenzuschließen, was auch erfolgte. Aus dem FC - Fußball Club - wurde die SG - Sport Gemeinschaft - Germania. In diesen Zusammenschluss fühlten sich die Turner nicht wohl und die Wege trennten sich nach nur 4 Jahren wieder, jeder Verein wurde wieder selbständig. Eine Umbenennung in den alten Namen erfolgte nicht, man blieb bei SG.

 

1951 wurde der heutige Sportplatz „im Schacht“, dem alten Festplatz, errichtet. Ein weiter Meilenstein war der Bau eines Sportlerheims im Jahr 1969, der auf die Initiative des damaligen 1. Vorsitzenden Alfred Vetter zurückzuführen ist. Er organisierte eine im Dorf übergebliebene RAD-Baracke, die wieder in unzähligen Arbeitsstunden von freiwilligen Helfern umgebaut wurde, so dass ein Aufenthaltsraum, Umkleiden und ein Sanitärbereich entstanden. Außerdem wurde das ganze Sportgelände erneuert und verschönert.

 

Im Einzelnen aufzuzählen, in welcher Klasse die Mannschaften spielten, würde hier den Rahmen sprengen und kann in den diversen Festschriften nachgelesen oder beim Verein selbst erfragt werden.

 

Fußballer Jürgen Grabowski, Sängerin Ramona, Karl Hellwig, Bürgermeister Roth

Anfang der 1970er Jahre holte die SG einen Hauch von großer Welt nach Sterbfritz. So sang zum Weihnachtsball der SG am 25.12.1972 der Schlagerstar Jonny Hill, und bei der großen Tombola wurde sogar eine achttägige Flugreise nach Mallorca sowie die Kosten für einen Führerschein verlost. Bei einem Ball mit ebenfalls großer Tombola Anfang Februar 1973 sang Tony Marschall. Und bei einer Benefiz-Veranstaltung an Pfingsten 1973 wurde, zur Unterstützung der Anschaffung eines neuen Krankenwagens in Schlüchtern, unter dem Motto „20 Weltstars in Sterbfritz“ ein Fußballspiel aus einer Mannschaft von Prominenten aus Funk und Fernsehen und einer aus Lokalprominenz abgehalten. Zur Abendveranstaltung traten dann die prominenten Musiker im voll besetzten 3000-Mann-Zelt auf und gaben ihr Konzert, das von dem Manager Tony Marschalls moderiert wurde.

 

Der nächste wichtige Abschnitt in der Vereinsgeschichte dürfte der Neubau des Sportlerheims sein. Unter Federführung Reinhardt Uffelmanns als erstem Vorsitzenden wurde im März 1977 beschlossen, eine neue Unterkunft zu erstellen. In Eigenleistung mit über 3000 Arbeitsstunden in nur 3 Monaten konnte das Heim bereits im Sommer genutzt werden. Um nun das Spielerherz vollkommen glücklich zu machen, wurde im Folgejahr eine Flutlichtanlage gebaut, bei der wieder alles, was in Eigenleistung erstellt werden konnte, getan wurde, um so die Finanzmittel zu schonen.

Anfang der 1980 wurde noch eine Grillhütte mit Garage zur Unterbringung der Gerätschaften des Platzwartes gebaut.

 

2017

Im kulturellen Bereich hat die SG ohne Zweifel große Lücken geschlossen, denn als im Ort die Wirte die traditionelle Kirmes in der Mehrzweckhalle nicht mehr ausrichten wollten, wurde kurzerhand die SG der Festwirt und der Bloo hatte wieder ein Zuhause. Sonst würden wir diese schöne Dorffest wohl nicht mehr feiern.

 

Das andere traditionelle Fest im Frühjahr ist das „Hutzelfeuer“, denn auch diese Tradition wäre ohne die Sportler aus unserem Dorf verschwunden.

 

1. Mannschaft der SG Sterbfritz im Jubiläumsjahr 2019

Aber auch die SG hat heute, wie jeder andere Verein auch, unter dem demografischen Wandel zu leiden. Auch die Bereitschaft, sich fest im Verein zu binden, lässt nach. Doch man fand einen Ausweg, indem man Spielergemeinschaften mit Nachbarvereinen einging.

 

 

Vorsitzende des Vereins

 

1919- ? Hartmann Böhm

1927-1930 Heinrich Euler

1930-1932 August Glock

1932-1933 Heinrich Euler

1933-1935 Adi Müller

1935-1936 Heinrich Euler

1936- ? Adam Kleinhens

1949-1952 August Glock

1952-1953 Adam Heil

1953-1955 Will Eigenbrod

1955-1956 Adam Kleinhens

1956-1958 Konrad Hohmann

1958-1959 Alfred Vetter

1959-1960 Wilhelm Heil

1960-1963 ?

1963-1972 Alfred Vetter

1972-1975 Erich Kremer

1975-1976 Alfred Vetter

1976-1981 Reinhard Uffelmann

1981-1983 Manfred Weigand

1983-1986 Reinhard Uffelmann

1986-1989 Werner Euler

1989-1995 Günther Keßler

1995-1999 Peter Ochs

1999-2001 Alfred Vetter jun.

2001-2005 Stefan Hölzer

2005-2009 Helmut Böhm

2009-2013-K.H. Schalk

2013-2015 Stefan Euler

seit 2015-  Denis Pfeifer

 

 

 

Quellen

  • Überlieferung in der Familie
  • Festschriften 1994 und 2019
  • Fuldaer Volkszeitung 13.06.1973 S.7
  • Mitteilungsblatt der Gemeinde Sinntal

 

erstellt Sept. 2020

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