(Gedenkstätte Yad Vashem Jerusalem)
von Dirk Ebenhöch
Fritz Kahl wurde am 07.12.1895 in Sterbfritz geboren. 1905 verzog die Familie Kahl nach Frankfurt, da sein Vater Ernst Valentin Heinrich Kahl die Pfarrstelle der Jakobuskirche übernahm. Im liberalen Pfarrhaus der Markuskirche lernte der junge Fritz ab 1912 jüdische Studenten kennen, die von seinen Eltern Zimmer gemietet hatten. Nach dem Abitur am Lessing-Gymnasium meldete er sich als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg. Ab 1919 studierte er in Frankfurt und Marburg Medizin. In dieser Zeit war er offen für die Nazi-Ideologie, der er sich später wiedersetzte.
1924 heiratete er die aus Schlüchtern stammende Margarete Zimmermann, deren Vater dort Amtsrichter war. Sie wohnten vorerst noch im Elternhaus seines Vaters, dort eröffnete er seine erste Praxis als Allgemeinmediziner. Drei Söhne kamen dort zu Welt: 1927 Eugen, 1928 Georg, 1933 Gerhard. Aus Platzmangel zog die Familie in ein stattliches Haus im Frankfurter Westend in die Blanchardstraße 22, wohin er 1938 auch seine Praxis verlegte. Im neuem Haus stellte sich nochmal Nachwuchs ein, Tochter Renate wurde 1938 geboren.
Es machte für ihn keinen Unterschied, welcher Religion man angehörte; als Arzt sah er es als seine Verpflichtung an, alle gleich zu behandeln.
Schon 1933/34 reiste er nach Berlin und setzte sich für einen jüdischen Kollegen ein, dessen Praxis geschlossen werden sollte.
Trotz Verbots behandelte er bis ins Frühjahr 1945 jüdische Patienten, was zur Folge hatte, dass die zusätzliche Lebensmittelration 1941 von der Reichsärztekammer gestrichen wurden. Trotz der gestrichenen Lebensmittel verteilte die Familie Kahl was übrig war an hungernde jüdische Patienten und versuchte, bei gleichgesinnten Freunden weitere Lebensmittel zu bekommen. Auch wurden in der Wohnung der aus dem KZ Majdanek geflohene Jude Robert Eisenstädt bis zur seiner Flucht mit seiner Frau in die Schweiz sowie Tuschi Müller, die nach Österreich floh und in Wien überlebte, versteckt. Wurden Aktionen der Gestapo bekannt, warnte er vor diesen. Große Unterstützung bekam er von Pfarrer Heinz Welke und Otto Fricke.
Nach der Besetzung Frankfurts durch die Amerikaner 1945 wurde Fritz Kahl als einer der wenigen unbelasteten Ärzte vom Stadtkommandanten zum "City Health Director" ernannt. Diese Tätigkeit übte er nicht lange aus, da er sich als begeisterter Arzt wieder seiner Praxis zuwandte.
Nach dem Krieg ging die Ehe in die Brüche und wurde geschieden. Fritz Kahl heiratete erneut und verstarb 1974 in Weilheim.
Die Gedenkstätte Yad Vashem ehrte das Ehepaar Fritz und Margarete Kahl 2006 für ihre gemeinsamen Bemühungen Juden zu retten als "Gerechte unter den Völkern".
Quellen
erstellt Sept. 2019